UX-Writing Crashkurs: Do’s und To do’s

Als Marketing-Entscheider oder Agenturmensch weißt du, dass eine super User Experience (UX) nicht vom Himmel fällt: Dein digitales Produkt ist einzigartig und damit für die (neuen) User per se verwirrend.

Um es den lieben Usern einfach zu machen (damit sie das tun, was sie sollen), sind Screendesign und Usability natürlich die Grundlage.

Auch wichtig, aber nicht immer mit der obersten Priorität gesegnet: UX-Writing. Dabei kann guter Text Handlungen auslösen (oder verhindern), und damit zwischen Erfolg und Misserfolg der Website oder App entscheiden. Außerdem kotzen sich verzweifelte User a) bei deiner Hotline aus und geben b) schlechte Rezensionen ab oder suchen sich c) ein Wettbewerbsprodukt aus. Und das alles wegen ein paar Mini-Texten, also Micropcopy etc.

Denn: Gerade die Microcopy – also die kleinen Textelemente in Apps und Websites – entscheidet oft maßgeblich über Conversion-Rates und Nutzerzufriedenheit. Also, los geht’s mit einem kurzen Crashkurs.

Starten wir direkt mit Vorher-Nachher-Beispielen – gleich unter dem Inhaltsverzeichnis.

Inhalt

UX-Writing: Vorher-Nachher-Beispiele (mit einem Augenzwinkern)

Mit Extrem-Beispielen. Einfach durch die Tabs klicken.

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Warum UX-Writing so wichtig ist

Stelle dir vor, du bist auf einer Website und siehst einen Kontaktformular-Button mit der Aufschrift „Hier klicken“.

Ja, das ist ein Call to Action. Aber er sagt nichts darüber aus, was danach passiert.

Und was hassen User? Überraschungen.

Deswegen funktionieren Buttons mit „Jetzt absenden“ oder „Kostenfrei anfragen“ besser. Was im Einzelfall besser ist, hängt vom Produkt bzw. der Aktion ab, der Marke, der Zielgruppe und der Funktion des Buttons entlang der Customer Journey.

Du kannst den Button auch beschriften mit „Jetzt durchstarten“ oder „Dein Abenteuer beginnt jetzt“. Die Wortwahl beeinflusst hier das Nutzerverhalten – und positioniert deine Marke.

Best Practices für erfolgreiches UX-Writing

1. Klarheit schlägt Kreativität, klare Kreativität ist noch besser

2. Aktive Handlungsaufforderungen

3. Nutzerzentrierte Sprache

4. Konsistente Tonalität

Ein Style Guide fürs UX-Writing inklusivee Microcopy ist sinnvoll, damit die Seite nicht Kraut und Rüben ist. Trotzdem muss man im Stil variieren: Im User-Onboarding freundlich und pushy, bei Fehlermeldungen lösungsorientiert.
Entscheide dich für eine Ansprache (Du/Sie). Auf dieser Seite findest du übrigens einen solchen Duzen/Siezen-Inkonsistenz-Fehler (ich lasse ihn drin, damit du ein Beispiel siehst)!

Wo kommen solche Inkonsistenzen her?

Mehr als nur Buttons und Error Messages

UX-Writing umfasst u.a. verschiedene Textarten:

Testing und Optimierung

Relevante UX-Writing-KPIs sind u.a.:

A/B-Testing hilft. Teste verschiedene Varianten und lasse die Daten sprechen. Ein Patentrezept gibt es nicht. Achte auf die Darstellung bei verschiedenen Screengrößen.

UX-Writing-Checkliste

Buttons:

Tooltips:

Fehlermeldungen:

Formularfelder:

Bestätigungsnachrichten:

Navigationselemente:

Ladebildschirme:

Onboarding-Texte:

Empty States:

Datenschutz- und Einwilligungstexte:

… noch ein Don’t-Beispiel

Dieses Inline-Newsletter-Anmeldeformular ist a) ein Test und b) nicht erfolgreich.

2 Gründe – der Offensichtlichste kommt als Nummer 2:

  1. Unklarer Prozess: Technisch ist das Formular spannend. Es ist ein mehrstufig aufgebautes HubSpot-Formular (das gibt es nicht out of the box, das erfordert Code). Es, ähem, suggeriert, dass man nur die E-Mail-Adresse eingeben muss – und alles ist paletti.
    Blöd: Das stimmt nicht. Statt „Jetzt abonnieren“ steht da „Weiter“, und danach kommen noch mehrere Stages, bei denen der User seinen kompletten Datensatz hinterlegen muss. Ohne Vorankündigung. Hass!
    Teste auch bitte die Error Message: Klicke mal auf weiter, ohne E-Mail-Adress-Eingabe, und lese das Pop-up. Es ist ein wenig zu frech.
    Trotzdem ist die Abbruchquote vielleicht gar nicht schlecht – denn wenn niemand auf den ersten Weiter-Button klickt, gibt’s auch keine Abbrüche. Man hüte sich also vor Schein-KPIs.
  2. Unklarer Kundennutzen: „Der Glückskeks unter den Newslettern.“ Ja genau. Wer ist die Persona? Leute, die mit ihren Daten für die Teilnahme an einem Mini-Glücksspiel zahlen, bei dem es wenig (= nichts) zu gewinnen gibt. Was wäre besser: „KI im Business: Wöchentlicher Newsletter. 15.000 Abonnenten.“ (-> Lerneffekt: Botschaften wandeln sich mit der Zeit.)

Internationalisierung und Transcreation

Bei internationalen Projekten reichen simple Übersetzung oft nicht aus. Man braucht also Transcreation: Botschaften müssen kulturell angepasst werden. Was in Deutschland funktioniert, kann in anderen Märkten völlig anders ankommen. Das fängt schon damit an, dass man in Deutschland immer öfter duzt. In Frankreich wird aber meist gesiezt (Siezen plus Vorname… üble Sache). Das hat Einfluss auf die gesamte Sprache der Marke.

Beispiel: Aus einem englischen „Get started“ wird evtl. ein deutsches „Los geht’s“ und ein französisches „Commencez“.

Ja, du brauchst einen Copywriter

Websites bestehen nicht nur aus UX-Elementen, und User nehmen digitale Produkte als Gesamtprodukt war. Das bedeutet: Lasse dir dein UX-Writing von einem Copywriter schreiben; die meisten UX-Writer sind ja (hoffentlich) auch Werbetexter. Gründe:

Drei konkrete Schritte zum UX-Writing-Projektstart:

Fazit und Handlungsempfehlung

UX-Writing ist eine Investition in den Geschäftserfolg. Gute Microcopy, Headlines und Longcopy:

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Über den Autor

Stefan Golling, Köln. Seit 2011 Freelance Creative Director, freier Texter, Creative Consultant und Online-Marketing-Berater mit Kunden von Mittelstand bis S&P 500. Erfahrung: 1998 mit Radiowerbung in Stuttgart gestartet, 2000 als Junior-Werbetexter zu Publicis München, 2001 Counterpart Köln, 2002 als Copywriter zu Red Cell Düsseldorf (heißt heute Scholz & Friends), dort ab 2007 Creative Director.

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Was ist UX-Writing?

UX-Writing umfasst alle Texte, die Nutzer durch ein digitales Produkt führen und mit ihm interagieren lassen. Das reicht von Microcopy wie Button-Beschriftungen über Fehlermeldungen bis hin zu längeren Erklärtexten. Gutes UX-Writing ist klar, prägnant und nutzerorientiert. Es hilft Nutzern, ans Ziel zu kommen – und das macht sie happy.

Best Practices für erfolgreiches UX-Writing

  1. Sei klar und präzise: Vermeide Fachchinesisch (außer du hast eine chinesische Fachzielgruppe) und komplizierte Sätze. Nutze einfache, verständliche Sprache.
  2. Sei konsistent: Verwende durchgängig die gleichen Begriffe und einen einheitlichen Feels-like-Home-Sprachsound. Sei trotzdem offen für Varianten. Term-Datenbanken sind eine Hilfe; Übersetzer kennen diesen Trick.
  3. Sei nutzerorientiert: Stelle dir immer die Frage, was der Nutzer in dieser Situation wissen oder tun möchte.
  4. Sei positiv: Formuliere Texte so, dass sie Nutzer ermutigen und unterstützen, statt sie zu kritisieren oder zu erziehen.
  5. Sei relevant: Liefere genau die Information, die der Nutzer an diesem Punkt benötigt – nicht mehr und nicht weniger. Für Plauderton sind durchgetaktete Verkaufsgespräche nicht der richtige Zeitpunkt.
  6. Sei persönlich: Sprich Nutzer direkt an und verwende „du“ statt „der Nutzer“.
  7. Sei aktionsorientiert: Formuliere Texte so, dass sie zu konkreten Handlungen animieren.
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