Content Creator: Welcher soll’s sein?

Ein Content Creator erstellt Inhalte wie Text, Video, Audio und Fotos. Im Bild: Ein Content Creator, der ein Leuchtobjekt fotografiert. Bild mit KI erstellt (Bria)
Mit KI erstellt (Bria)

Mit einem Content Creator wollen Unternehmen Marketing-Herausforderungen lösen: Die Leistungen für Ideenfindung, Content-Produktion und Community-Management werden an Einzelpersonen vergeben. Aber ergibt das Sinn?

Inhalt

Was ist ein Content Creator?

Ein Content Creator ist jemand, der mediale Inhalte wie Videos, Podcasts oder Texte erstellt und diese veröffentlicht. In vielen Fällen arbeiten Content Creator auf eigene Rechnung: Unternehmen beauftragen sie, um a) Inhalte selbstständig zu erstellen und b) unter dem eigenen Namen zu veröffentlichen. Damit sind sie Influencern sehr ähnlich. Es gibt aber auch angestellte Content Creator, die die unternehmensinterne Content-Erstellung managen.

Was macht man als Content Creator?

Als Content Creator kann man theoretisch für die gesamte Arbeitsleistung der Medienproduktion zuständig sein. Nehmen wir als Beispiel ein YouTube-Tutorial-Video für eine Marke. Der Content Creator schreibt in seiner Rolle als Texter das Drehbuch, sucht die Locations, baut das Set auf, setzt das Licht, filmt oder fotografiert, übernimmt den Schnitt und die Post Production, rendert den Film für verschiedene Kanäle, schreibt den Text für das Posting mitsamt den passenden Hashtags und moderiert die Kommentare. Das sind extrem viele verschiedene Aufgaben, weswegen erfolgreiche Content Creator entweder ein Team beschäftigen oder sich anderweitig Support holen.

Was ist bei Content Creators kritisch?

Auftraggeber machen es sich manchmal sehr einfach: Ein festangestellter Content Creator, oder ein kleines Team, soll als Inhouse-Agentur die gesamte Content-Produktion verantworten.

  • Kann jeder Content Creator eine Content-Strategie erstellen und ggf. SEO-Content schreiben? Nein.
  • Kann jeder Content-Creator super Webdesign bzw. Front End Development? Nein.
  • Kann jeder Content Creator erstklassige YouTube-Tutorials drehen? Nein
  • Kennt jeder Content Creator die Best Practices für TikTok-Videos?

Viele Content Creator sind breit aufgestellt, aber oftmals sollten die Rollen auf mehrere Schultern verteilt werden. Genauso machen es ja auch große Marken: Ein Inhouse-Team kümmert sich um strategische und administrative Aufgaben, während die Content-Erstellung an einen großen Pool an Influencern vergeben wird. Das hat den Vorteil, dass die Influencer spezialisiert bleiben können: Der eine ist vielleicht bei Instagram mit Feeldgood-Foto-Content extrem erfolgreich, der andere macht krawallige Videos für TikTok, und der nächste ist ein YouTube-Erklärbär, der eine Stunde ohne Luftholen quatschen kann. Der Tutorial-YouTuber kann natürlich auch knallige Sechssekünder für TikTok raushauen, aber ist das Ergebnis dann so gut wie beim TikTok-„Eingeborenen“? Nein.

Diese Arten von Content Creators gibt es

Content Creator als strategischer Job

Solche Leute erarbeiten vor allem die Content-Strategie im Benehmen mit internen Teams und externen Dienstleistern. Sie sind die Schnittstelle zwischen den operativen Content-Erstellern und dem Top-Management, beispielsweise der Marketingleitung.

Um die Rolle auszufüllen, muss man bei Trends am Ball bleiben.

Content Creator als Universal-Social-Media-und-Werbe-Abteilung

„Wir brauchen jemanden, der unsere Social-Media-Kanäle bespielt.“ Manche kleine und mittlere Unternehmen suchen solche Leute und kaufen sich damit in der Festanstellung Leute ein. Der Vorteil: Das Content-Problem ist erstmal gelöst, und man hat endlich einen eigenen Experten, der sich mit den Angeboten des Unternehmens auskennt. Der Nachteil: Wenn der angestellte Content Creator kündigt, ist nicht nur das Know-how weg, sondern die Stelle ist dann erstmal nicht besetzt. Dadurch kann die gesamte Content-Maschine ins Stocken geraten. Einfacher ist es, wenn man mindestens zusätzlich einen Pool aus Agenturen und Freelancern beschäftigt: Die laufen nicht weg.

Content-Creator als Videographer

Ein Videographer erstellt Videos. Das beginnt teils beim Script und geht über das Setdesign, das Filmen bis zu Animation, Postproduktion und Audioschnitt. Solche Videos sind beispielsweise Produktvideos, Tutorials, unterhaltsame Social-Media-Videos, Image- und Werbespots. In Unternehmen gibt oft noch die Aufgabe, Livestreams von Veranstaltungen oder Webinare umzusetzen.
Tipp: Solche Leute holt man sich besser als Freelancer. Die sind flexibler, technisch versiert, beschaffen sich Equipment selbst (ohne an der Einkaufsabteilung zu scheitern), arbeiten auch für andere Marken, sind am Puls der Zeit und schauen nicht auf die Uhr, wenn’s mal spät wird. Ich kann Ihnen da super Leute empfehlen, fragen Sie mich einfach.

Content Creator als Mediengestalter

Das klassische Berufsbild des Mediengestalters wird immer öfter auch Content Creator genannt. Das kann durchaus passen, da speziell die Ausbildung „Mediengestalter/in Digital und Print – Digitalmedien“[1] recht umfangreich ist: Programmieren, Video und Audio gehören zu den Ausbildungsinhalten. Webdesign und Printdesign können auch gefragt sein, also vor allem mit der Adobe Creative Suite. Manche Mediengestalter sind konzeptionsstark und können Inhalte von Grund auf erstellen, andere haben sich aufs Design spezialisiert.

Tipp: Wenn du viele gestalterische Aufgaben im Unternehmen hast, lohnt sich eine interne Grafik- oder Medienabteilung. Ergänze es projektbezogen mit Freelancern aus den fehlenden Fachbereichen, also Text, Video, Audio, Foto, Coding, KI etc.

Content Creator als Social-Media-Manager und Influencer

Es gibt Firmen, die a) Social-Media-Management brauchen und b) Leute wollen, die sich als Social-Media-Presenter inszenieren. Dieser Job nennt sich eigentlich Corporate Influencer. Normalerweise sind Corporate Influencer Vorstände oder Geschäftsführer. In diesem Fall sind sie aber reine Influencer für die Firma, als Markengesicht, und arbeiten nicht für andere Marken. Sehr eigenartig wird es, wenn der Corporate Influencer eigene Follower mitbringen soll.

Tipp: Das ist eine gefährliche Sache. Mitgebrachte Follower „gehören“ dem Influencer; beim Ausscheiden aus dem Unternehmen sind diese mit dem Content Creator weg. Das gilt auch für Markengesichter, die stark mit der Community interagieren und richtige Fans haben. Ist das Markengesicht weg, ist der Fan auch weg.

Du solltest also auf alle Fälle deine Kanäle selbst aufbauen und bespielen. Nutze hierfür ein internes Projektmanagement (Product Owner) sowie externe (austauschbare) Fachleute. Das kann ein Mix aus Content Creator Freelancern oder eine Agentur sein.

Content Creator als Community Manager

Manchmal sind Rollen für Content Creator vor allem im Bereich Community Management angesiedelt: Es geht darum, mit den Followern, Fans und Trollen richtig umzugehen. Da das nicht den ganzen Tag ausfüllt, ist in der Regel auch die Erstellung von Content gefordert. Problematisch wird es nur, wenn der Job 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag Präsenz erfordert. Da reden wir dann über komplexe Schichtsysteme.

Content Creator und Influencer: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Ein Content Creator kann ein Influencer sein – oder auch nicht. Und ein Influencer kann Content Creator sein – oder auch nicht. Die Grenzen sind fließend.

Beispiel: der Foto-Influencer

Ein Fotografie-Influencer, der vor allem tolle Fotos erstellt und postet, ist sowohl Content Creator als auch Influencer. Er wird wahrscheinlich Sponsoring von Kamera- oder Objektivherstellern annehmen, oder er wird von den Herstellern vielleicht sogar als Schulungsleiter beauftragt. Das nutzt sowohl dem Objektivhersteller als auch dem Fotografen: Beide machen sich gegenseitig bekannter.

Beispiel: die sehr berühmte Influencerin

Ein Reality-TV-„Star“ ist in den sozialen Medien sehr beliebt. Die Fotos und Videos sind sensationell. Meist werden diese aber nicht vom Star selbst erstellt, sondern vom Lebenspartner oder vom eigenen Social-Media-Team des Influencers.

Beispiel: der angestellte Content Creator

Ein angestellter oder freiberuflich angestellter Content Creator erstellt multimediale Inhalte für seinen Arbeitgeber oder Auftraggeber, tritt dabei aber nicht als „eigene“ Marke auf. Stelle dir den Content Creator vor, wie er ein T-Shirt mit Firmenlogo trägt: Die Marke des Auftraggebers steht im Vordergrund, die Person ist austauschbar. Vielleicht taucht der Creator im Content auch gar nicht selbst auf. Jetzt ist die Frage: Was macht die Person auf den privaten Social-Media-Kanälen, beispielsweise LinkedIn oder X? Wenn es berufsbezogen ist, dann ist er fast schon ein Corporate Influencer – oder er kommuniziert Kompetenz, um hoffentlich bald von einem Wettbewerber (für viel Geld) abgeworben zu werden.

Beispiel: der Corporate Influencer

Ein Vorstand eines Großkonzerns stellt in Social-Media-Videos und auf Messen neue Produkte vor – wie ein Influencer. Im Gegensatz zum Alles-selbermach-Influencer kann sich der Corporate Influencer auf ein großes Team verlassen, das a) die Produktion stemmt und b) das Script teleprompterfähig aufbereitet. Der Vorstand muss sich natürlich immer noch Zeit nehmen.

Da Vorstände auch nur Angestellte sind, OK, Deluxe-Angestellte, können sie eines Tages zu einer anderen Firma wechseln. Was dann mit dem Content geschieht, ist dann eine gute Frage.

Da allerdings meistens schnell vergänglicher Content produziert wird, ist der alte Content ohnehin oft obsolet und kann gelöscht werden.

Beispiel: der User Generated Content (UGC) Content Creator

Die unterste Stufe, sorry, der Content Creators sind die Hobby-UGC-Leute. Das sind dann Nano- oder Micro-Influencer. Diese sollen ein x-beliebiges Produkt in ihrer kleinen Community verkaufen, beispielsweise einen teuren Schokoriegel. Dafür erhalten sie ein ganz kleines Salär sowie das Gratis-Produkt.

Wie viel verdient man als Content Creator?

Als selbstständiger oder nebenberuflicher Content Creator verdient man je Posting zwischen 10 und 10.000 Euro. Als hauptberuflicher Content Creator werden oft Mediengestalter-Gehälter bezahlt. Als Basis kann man sich immer ansehen, wie viel im Öffentlichen Dienst bezahlt wird. Eine Eingruppierung in der Entgeltgruppe (EG) 8 kommt häufig vor. Im Rahmen des TVöD Bund sind das Stand 2024 zum Einstieg für Content Creator 42.300 Euro im Jahr, und kurz vor der Rente sind es dann 50.600 Euro im Jahr. Mehr Geld gibt es mit abgeschlossenem Hochschulstudium. In einer Führungsposition und mit Master ist dann wesentlich mehr drin. In der „freien Wirtschaft“ wird teils mehr, teils weniger Geld bezahlt.

Fazit

Die Rolle des Content Creators ist komplex und laufend im Wandel. Als Unternehmen sollte man sich fragen: Was ist meine Herausforderung, und wie kann ich diese langfristig bestmöglich lösen? Die Kunst dabei ist es, die besten Leute auf den richtigen Job anzusetzen. Das ideale Team besteht dann aus internen Leuten, die Management und Alltagsaufgaben erledigen, während Freelancer / Agenturen / Influencer dann den Content erstellen.

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Über den Autor

Stefan Golling, Köln. Seit 2011 Freelance Creative Director, freier Texter, Creative Consultant und Online-Marketing-Berater mit Kunden von Mittelstand bis S&P 500. Erfahrung: 1998 mit Radiowerbung in Stuttgart gestartet, 2000 als Junior-Werbetexter zu Publicis München, 2001 Counterpart Köln, 2002 als Copywriter zu Red Cell Düsseldorf (heißt heute Scholz & Friends), dort ab 2007 Creative Director.

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[1] https://web.arbeitsagentur.de/berufenet/beruf/137682#ueberblick

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